>>Saftige grüne Weiden, voller frischer Gräser und Kräuter, Auen soweit das Auge reicht. Warme Sonnenstrahlen, die die steilen Berghänge in scheinbar grenzenlose Weiten eintaucht, Freiheit pur. Außer den sanften Vogelsängen und dem leisen Wehen des Windes herrscht in diesem Paradies Stille. Hin und wieder hört man ein bekanntes Motorgeräusch, ein Zeichen dass meine Lieblingszweibeiner leckeres Salz mithaben und bei uns nach dem Rechten schauen…
Tja von der Sommeridylle war an diesem kalten Novembermorgen gar nichts mehr zu spüren, denn der eisige Schneewind wehte mir um die Ohren. Zum Glück roch ich die Kälte schon in der Nacht und habe es mir im „Zottlkino“- unserem großen Laufstall,- gemütlich gemacht. Eingekuschelt im Heu vom letzten Sommer, ließ sich der Wintereinbruch zunächst gut erdulden. Der Schneewind wehte zwar weiterhin unermüdlich um den Stall und hüllte unsere grünen Wiesen in eine weiße Glitzerdecke ein, doch unter dem großen Holzdach und eng an meine „Mitzottln“ gekuschelt, fehlte es uns nicht an Wärme. So verging der erste Schrecken der Wetterumstellung schnell und unser gemütlicher Alltag verfiel wieder in einen Trott. Auch die Aufregung der jungen Kälber, die noch nie einen Winter miterlebt hatten, legte sich nach einer Zeit wieder. Es wurde geschlafen, geputzt, gerangelt und, die absolute Priorität, natürlich gefressen. Am liebsten rund um die Uhr und ohne Unterbrechung. Naja, so in etwa wäre meine Wunschvorstellung, aber in einer Herde mit rund 119 Mitgliedern, muss man auch ab und an den besten Platz an der Futterraufe abgeben und den anderen (freiwillig oder mit Hornkraft) den Zutritt gewähren.
Zum Glück passen unsere Zweibeiner auch während der Wintermonate hervorragend auf uns auf und versorgen uns immer wieder mit Silo-Nachschub, bevor die Futterplätze überhaupt ganz leer sind. Auch Salz und andere Leckerlis voll mit Vitaminen versüßten uns das Warten auf die saftigen grünen Wiesen im Frühjahr. Doch es sollte noch lange bis zum ersehnten Tag dauern…
Denn der Winter hatte den Vorberg fest in seinem eisigen Griff: immer wieder spürten wir die Temperaturstürze, doch dank unseres dicken, zotteligen Felles war das alles kein Problem für uns. Die Schneewände wuchsen und wuchsen und veränderten unsere gewohnte Umgebung vollkommen. Man sah nicht mehr von Wiese zu Wiese und mit der Zeit vergaß man was hinter den Schneehügeln verborgen war…
An Tagen an denen sich die Sonne aus ihrem Versteck traute, machte ich kleine Entdeckungstouren. Zuerst war ich zu sehr vom Futter vor meiner Nase abgelenkt, das gebe ich zu, aber dennoch siegte meine Neugier und ich wanderte auf schmalen, schneebedeckten Trampelpfaden, die mich vom „Zottlkino“ wegführten. Links und rechts überragten mich Schneemaßen, was seltsam war, so nannten mich doch meine Zweibeiner wegen meiner Größe immer „Mammut“…
Ich trottete also auf meinem Schneepfad, atmete die kalte, frische Winterluft ein, säuberte mein Fell im Schnee und begann Freude am Winter zu entwickeln. Eigentlich war dieses Wetter ja wirklich schön, im Sommer ging es oft heiß her unter meiner „Zottldecke“. Jetzt im Winter fühlte es sich angenehm warm an 🙂
Neugierig wie ich nun einmal bin, wollte ich wissen, wie der Schnee in diesem Winter schmeckt. Wie ein kleines Kalb lutschte ich den kalten Schnee, ein herrliches Gefühl!
Plötzlich erschrak ich, denn ein lautes, tiefes „MUUUUUUH!“ zerriss die kalte Stille. Wegen der Schneeberge konnte ich nicht erkennen, wer da war. Also rannte ich los, immer den kleinen Trampelpfad entlang und hoffte, den Fremdling so zu finden…
Doch als ich endlich das Ende der langen Hügellandschaft erreichte, blickte mich unser „BIG BOSS“, Stier Benno , gelangweilt an.
Vor lauter Weiß hatte ich vergessen dass hinter den Schneemassen der zweite Teil der Herde wartete. Die Aufregung war also völlig umsonst!
Ich beschloss auf diesen Schrecken hin, mir den Bauch erstmal ordentlich zu füllen. Denn wie heißt es so schön, mit vollem Bauch lässt´s sich´s besser leben 🙂
Der Winter war wieder einmal eine äußerst spannende Zeit, die kalte Luft und das Zusammenleben im „Zottlkino“ hat unsere Herde wieder mehr zusammengeschweißt.
Trotzdem bin ich nun überglücklich wieder über die langsam wachsenden Wiesen zu laufen und mir die Frühlingssonne auf das Fell scheinen zu lassen.
Als echter „Highlander“ sind mir freie Felder einfach lieber!
Seid gespannt welche Abenteuer ich am „Fürsterhof“ noch so erlebe!<<
Zottelige Grüße,
euer Bauxl