>> Kennt ihr diesen himmlischen Duft, der im November in der Luft schwebt? Dieses Kalte, Raue? Der Nebel der mystisch über den frostigen Weiden liegt? Das Zeichen, dass die Hitze nun endgültig verschwindet und die kalten Tage kommen?
Jaja, ich weiß ihr Zweibeiner grast und wandert lieber in der Sommersonne, aber für einen echten schottischen Gesellen wie mich, ist es unterm Zottlkleid dann doch etwas zu heiß! Darum kann ich es wie jedes Jahr, kaum erwarten, bis der Winter endlich alles in seinen weißen Mantel hüllt.
Die ersten Vorboten für meine liebste Zeit fielen bereits anmutig von den Bäumen, drehten sich und tanzten dabei lustig im Wind, bis sie ihren Platz auf der Weide fanden. Immer mehr und mehr Blätter landeten am Boden und bildeten einen großen Haufen, der von meiner Zweibeiner- Mutti wie jedes Jahr mit großer Sorgfalt zusammengekehrt wurde.
Ich beobachtete unsere Jungtiere, die die kommende Zeit noch nie erlebt hatten, dabei, wie sie sich vorsichtig den fallenden Blättern näherten, den Kopf leicht geneigt. Ich hörte sie aufgeregt atmen, mit jedem Schritt kamen sie dem Neuen immer näher. Aus ihren Nüstern stiegen kleine dampfende Luftwirbel, als sie die unbekannten Blätter beschnupperten. Eines der Kälber, Mogli, berührte mit seinem Maul plötzlich ein Blatt am Boden und lief vor Schreck schnell weg. Die Anderen, aufgeschreckt durch das plötzliche Davonrennen, liefen im hinterher, mitten durch die bunten Blätter hindurch. Ein lautes Rascheln tönte über die Weide und lies einige gemütlich grasende Kühe aufblicken. Die rennende Kälberherde kam ins Stehen und plötzlich kehrte Stille ein.
Ich beobachtete Mogli, wie er sich umdrehte und die liegenden Blätter für ein Augenblick ganz genau beobachtete. Dann lief er, mit einem hohen Ausschlagtritt los, mitten in den Blätterhaufen! Er ließ das Rascheln lauter und lauter werden, in dem er mit seinen Hufen die Blätter immer und immer wieder aufwirbelte! 🙂
Er hatte sichtlich Freude an dem Lärm und sorgte so für eine neue Spielidee, denn die anderen Kälber eilten zu ihm und halfen ordentlich beim Umwühlen mit!
Ich konnte mich noch gut an meinen ersten Herbst erinnern, das Erleben von etwas völlig Unbekannten und wie wohltuend die kühlen Temperaturen waren. Gedankenverloren starrte ich ihn die Baumkronen und bemerkte dabei wie kleine, weiße Flocken langsam ihren Weg nach unten fanden: SCHNEE!
Die Kälber starrten wie festgefroren ebenfalls nach oben, konnten nicht fassen, was gerade passierte! Dicht an dicht kuschelten sie sich an ihre Muttertiere und verfolgten, wie das Grün der Wiesen langsam einer weißen, kalten Decke wich.
Mogli war natürlich wieder der Erste der den Schnee entdecken wollte und löste sich von seiner Mutter los. Er leckte mit seiner rosa Zunge vorsichtig an dem weißen Schnee und schüttelte schnell seinen Kopf. Dieses Gefühl kannte ich nur zu gut: wie ein eisiger Blitz schoss es einem beim Schnee essen in den Kopf! Nachdem er die Kälte aus seinem Maul wieder vertrieben hatte, machte er vorsichtig ein paar Tritte in meine Richtung. Als er sich nach seinem Muttertier umdrehte sah er seine Fußspuren im Schnee! Wieder stürmte er voller Freude los, die anderen Kälber hinterher. Und da mich die Freude auf die kommende Winterzeit, mit all ihren Abenteuern ebenfalls übermannte, lief ich mit ihnen mit! 🙂 <<
…
Leider blieb der Schnee nicht liegen, die Sonne war einfach noch zu stark und lies in wieder verschwinden. Unserer Herde stehen noch ein paar goldene Herbsttage bevor um uns auf die Wintermonate vorzubereiten: fressen, fressen, fressen und die Zottl wachsen lassen!
So vergeht die Zeit wenigstens schnell, die ich auf meinen geliebten Winter warten muss.
Aber wie heißt es so schön: Vorfreude ist die schönste Freude! 🙂
Zottelige Grüße,
euer Bauxl